Samstag, Juni 02, 2007

Schlagzeilen

Whaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa Sie ist gesprungen
Kannst du loslassen? 43m ueber dem Kawaraufluss, am Geburtsort des Bungyjumps. Nach 3h Herzklopfen, einer Tour ueber die Geheimnisse des Bungyjumps, vielen Vorgaengern, tausenden Litern Regen, der Abgabe einer meiner groessten Aengste an der Anmeldung und motivierendem Laechelns aller Mitarbeiter ging es raus. Das Gesichtssalzwasser kam ungefragt, die nach oben ziehenden Wangenmuskeln waren am zittern, die Plattform viel zu hoch. "Here I go!" Der Sprung, das Berauschendste was ich je erlebt habe. Adrenalin in absolut sicherer Form. Leben pur gespuert. Freier Fall, das Fuehlen von Nichts. Nichts und gleichzeitig Allem. Definitiv wieder.

Heute war wieder. Swing ueber Queenstown. Aushaken muss Frau schon selber, diesmal nur vorfreudige Aufregung und mein Schrei erntet Anerkennung von wortwoertlich "oben".

Neues Leben
Kugelrunde Gruesse sollten es werden und nun wird es ein Willkommensgruss. Willkommen im Leben kleiner Jona! Ein kleines Bruederchen hat die Welt erblickt und meine Freundin samt Familie rundum gluecklich gemacht. Mein Grinsen ist seit der superschnellen Info (DANKE!) vorerst festgewachsen. Ich freue mich und wuensche euch fuer die kommenden Jahre unzaehlbar viele lebenswerte, glueckliche und unvergessliche Momente!

Halbe Inseln
Nun bin ich fast am suedlichsten Punkt meiner Reise und somit der Suedinsel angekommen. Bald geht es entlang der Ostkueste wieder nach Norden und auf die Nordinsel. Dort ist es hoffentlich waermer und ich kann wieder im Van schlafen, statt nur zu frieren.

Narben sind Erinnerungen an das Leben
Da ich erlebe und lebe was ich will, koennte ich gelegentlich einen geschundenen Koerper vorweisen. Die Knie als Prachtexemplare fuer ein Schlachtfeld, die Fuesse ein beispielloses Massaker, der Ruecken eine Vorschau ins hohe Alter. Die neuseelaendische Sandfliege tut ihr Uebriges dazu. Als hinterhaeltiges, gefluegeltes Minivielfrass tut sich der schwarze Nerver an mir guetlich. Besonders bevorzugt werden Hautstellen unter dem Hosenbund, am T-Shirtkragen, zwischen den Fingern und ueberhaupt juckt es wie dreizehn Mueckenstiche.

Tuff Tuff Tuff die Eisenbahn
Ein perfekter Moment. Eine der vier schoensten Zugstrecken der Welt liegt vor und neben mir. Sonne scheint durch das mit einer Gardine verzierte Abteilfenster. Heisse Scones mit einem goldenen See aus Butter dampfen vor mir und heisse Schokolade mit Sahne will dazu getrunken werden. Das Buch auf den Beinen, die neuseelaendischen Alpen vor den Augen, der Regenwald dazu und ich bin seelig. Es ist ein perfekter Moment.

Lock it or lose it
Ein neuseelaendisches Gebet das sich jeder Touri gerne zu Herzen nimmt. Oder wie mein Van es per Sticker proklamiert. 8. Gebot: Du sollst nicht stehlen! Gott beobachtet dich du verruchter Bastard. Lock it and lose it anyway. Auch ein Erfahrungswert. Nach einer 2-Tagewanderung ein persoenliches Briefchen der Polizei auf dem Fahrersitz mit der Bitte um Kontakt zu finden, wer hat das schon? Mal eine ausgefallene Anmache. ;o) Das Einsammeln verstreuter Nudeln, Kleidung und nicht gestohlener Utensilien. Jedes Wiedersehen bereitete Freude, jeder entdeckte Verlust eine schmerzhafte Schmach. Fremde Haende hatten in meinen Sachen gewuehlt! Hit 'em, kick 'em, kill 'em. Erste Impulse sind unvernuenftig und jetzt, wo ich nahezu alles technische Equipment neu besorgt, besondere Karten wiedergefunden und den Verlust gesammelter Kontakte fast verwunden habe vergesse ich diese Idioten am Besten. Wer einem Maedchen seine Schokolade klaut, wird eines Tages einer gerechten und bitteren Strafe ins Auge blicken muessen!

Fingerabdruecke und nette Polizisten
Wie ein Gangster darf ich alle Finger einmal abdruecken, die ganze Hand, den Handballen und nochmal die Daumen. Schwarz wohin man blickt scherzt der nette Beamte jetzt duerfte ich gehen. Doch ich wuerde nur, wenn er mir die obligatorischen Handschellen dazureicht. So darf ich doch an Wasser und Seife und stelle fest, dass haelt noch drei Tage. Gangsterin in Kopie auf freiem Fuss.

Woher komme ich wohl?
Fuer gewoehnlich eine peinliche Fragerunde fuer Eltern, gehoert es unter Backpackern zum ersten Kommunikationsmoment. Um zu wissen wie mein Akzent sich anhoert frage ich zurueck. Daenisch und Irisch halten sich die Waage, Schottisch und Deutsch waren einmalige Antworten. Sehr interessant.

Wohin wandert der Wandersmann
Zwei der sogenannten Great Walks und einen unbekannteren superfeinen Rundlauf habe ich und haben mich ueberwaeltigt.
Der Tongariro Track ist atemberaubend beeindruckend, recht karg und eher eine mondaehliche Landschaft. Ein roter Krater, schwarzes Lavagestein, weite Aussicht, steiler Aufstieg, Nebel der schneller kommt als man ihn bemerkt, Menschengeschwader die an mir vorbei ziehen, Sonne im Gesicht und kalter Wind unterm Shirt. Mittagsmahl an saphirblauen Gewaessern und nach 8h zittriges Warten auf den Zubringerbus.

Abel Tasman Track, drei Tage durch Regenwald, entlang menschenleerer, tiergefuellter Straende, Regen ausweichend, Waerme in der Huette suchend. Eiskaltes duschen unter dem Blaetterdach. Jeder Schluck und jeder Bissen machen den Rucksack leichter, doch die arbeitenden Beine merken es kaum. Im Gaensehautfoerdernden, Sandgeschwaengerten Wind warten auf das Wassertaxi. Es springt von Welle zu Welle, mein Herz und Magen springen aengstlich, zweifelnd hinterher. Ich will doch leben! Stroemender Regen zeigt das Ende des Sommers und dieser Wanderung an. Die Westkeuste der Suedinsel liegt vor mir.

Copland Valley Track. 8h hin, 7h zurueck. Bergab und kein einziges Foto erlauben Zeitersparnis. Ueber Stock und Stein hat fuer mich eine neue Definition bekommen. Vor allem in den Groessenmasse der Stoecke und Steine. Manche Stufe liess mich wie ein Kleinkind auf allen Vieren den naechsten Schritt nach oben ziehen oder unten hangeln. Anstrengend. Lohnend. Denn...

Berge brennen
Lesen, mein liebstes Hobby. Nur lesen in der Badewanne ist schoener. Durchgegeschwitzt erreiche ich das Tagesziel, die Welcome Flat Huette im Copland Valley und fange aus Bewegungsmangel sofort an zu frieren. Das Besondere? Hot Pools. Handtuch, Buch und Bananenchips geschnappt und los. Richtige Pools zum sitzen (nicht wie meine kleine Badepfuetze am wundervollen Haheistrand) und relaxen. Gross und auf verschiedenen Ebenen. Der unterste Pool ist tief und hat die beste Temperatur. Ich versinke. Im Sand, im Wohlgefuehl und in meinem Buch. Auch die Sonne versinkt und ueber den Buchrand blicken fangen die schneebedeckten Berge auf der einen Seite, der Regenwald auf der anderen langsam Feuer. Das ist Leben. In diesen Minuten bin ich unsagbar gluecklich und zufrieden. Dafuer hat sich der Marsch gelohnt. Dick eingemummelt in drei Kleidungsschichten, meinen Schlafsack und die Decke schlafe ich wundervoll in dieser Nacht. Das war wichtig, denn die Wanderung zurueck forderte mir einiges ab und meine Knie moegen heute noch nicht mit mir reden, sondern "knallen" mir staendig ihre Meinung um die Ohren. :o)

Pounamu - gruene Schaetze
Jade ist ein kostbarer Bodenschatz Neuseelands und wird vor allem in Schmuckform feilgeboten. Einige Symbole haben ihrer Selbst besondere Bedeutung wie gute Reise, ewige Freundschaft, Wachstum, Harmonie und Ausgeglichenheit. Mein Auge findet Wohlwollen in vielen Anhaengern, doch die, die ich selbst tragen und somit auch verschenken wuerde kosten natuerlich mehr als das Budget es will. In Hokitika gibt es die einmalige Moeglichkeit selbst zum Jadeschnitzer zu werden. Speckstein ist Butter dagegen. Nach 2 Tagen besitze ich zwei schoene Stuecke, nicht genug um alle Lieben zu beschenken, doch es ist ein Anfang.

Gluehwoermchen haben Hunger
Je heller ein Gluehwuermchen glueht, umso hungriger ist es. Licht zieht ja bekanntlich kleines Viehzeug magisch an und in den langen, glaesernen, klebrigen Faeden der Gluehwuermer finden sie als Glied in der Nahrungskette ein wuerdevolles Ende. Die Lampen aus, der Fluss rauscht in den Ohren staunen wir sprachlos die gluehende Hoehlendecke an. Ein Himmel zum greifen nah und kein "Sternbild" macht Sinn. Eine herrlich nasse Erfahrung mit Abseilen in den Eingang, im schwarzen Gummischlauch den Fluss herunterduesen, durch schmale Spalten Zwaengen "Mutproben" und jedes Mal bleibe ich fast stecken, doch die Kaelte macht alles straffer und ich passe selbst durch das unmoeglichste Loechlein. Heisser Ananassaft als mittagliche Ueberraschung, dreckige Hosenboeden, glitschiges balancieren zwischen Ministalakmiten und gelegentlich unbeabsichtigte Schwimmeinlagen. Das war mal ne Hoehlenwanderung erster Klasse. Die kurze Klettertour zurueck ins Tageslicht gleicht einem Aufstieg aus einer surrealen Welt..

Pancake Rocks und keine Pancakes
Beruehmte Felsformationen machen Hunger auf gleichnamige Teigwaren und nix! Die Sucht erfuellt sich seitdem gelegentlich in einem der kleinen Neuseelaendischen Cafes. Aufwachen mit dem Rauschen des Meeres in den Ohren und dem Blick auf ewige Wellenberge. Paddeln im Kayak, kentern mit dem Kayak, schwimmen mit Paddel, Kayak und dem Herz in der Hose. Der Wille es ueber das Hindernis zu schaffen. Klettern ueber den Baumstamm im Fluss, das Kajak hinterher und ein zweites Mal kentern. Zwischen Hysterie und Weinen kleben das Kajak und ich an der Felswand im Fluss. Nach links reisende Stroemung und moeglicher Paddelverlust, nach rechts grosse Felsspalte und moeglicher Hummelverlust. Mein durchfrorenes Hirn wartet statt zu arbeiten. Letztendlich entscheidet der Fluss fuer mich und spuelt mich bis auf die naechste Steinbank. Weisshaendig und blaufuessig stolper ich 1h spaeter zuruech in den Laden mit meiner eigenen white-water-rafting Exkursion hinter mir. Das genuegt dann auch. Erschhoepft schlafe ich im aufgeheizten Van ein. 1. bewusster Sonnenuntergang, am Truman Track, noerdlich von Punakaiki mit Ohrenbetaeubenden Wellenspektakel verziert. Abschied von den Futtersteinen, es warten echte Pferde auf mich. Ein 3h Track durch die Landschaft um Punakaiki. Aufsitzen, so zeigt ihr dem Pferd "links, rechts, los und stop". Auf gehts. Nach dem ersten ungewollten Trott und Steigbuegelverlust gehts mir immer noch gut. Die Reitertour ist eine herrliche Erfahrung. Auf jeden Fall wieder. Langsam und doch so natuerlich laesst sich die Welt erkunden. Ein belebendes Gefuehl. Die gruene Vielfalt ist ein immer wiederkehrender unglaublicher Anblick. Ich will die Bilder immer in mir behalten, sie sind so schoen.

Technik die die Welt bekleistert
Mein Van, ein unerschoepfliches Thema, halt ich mich mal kurz. Minibatterie verlangte zwei Mal Starthilfe, ohne Strom geht halt nix. Auf der Fahrt zu den Gletschern wirds statt eisig feurig. Die Kupplung ist verbrannt. Ich stehe mitten am Berg und verbringe 2 extra Tage am Fox Gletscher. Lake Matheson, zwei Rundwanderungen um den Spiegelsee und eine Tageswanderung auf dem Gletschereis werden grosszuegig verteilt. Ein aufgebrochenes Schloss zu ersetzen ist teuer und leider meine Sache. Eine zerbeulte Tuer ist das Ergebnis einer 90-Grad-Ausfahrt, 4h Schlaf und einem dummen Auto das genau da parkte. Wozu sonst hab ich so viel gespart?

Sehnsucht
Ein eigenes warmes Bett, das Laecheln meiner Freunde, Umarmungen, bekocht werden, anrufen koennen ohne die Zeit berechnen zu muessen, deutsches Brot, richtige Bratwurst, Jona kennenlernen, gemeinsam quasseln, endlich so schnell zu berichten wie ich reden und nicht nur schreiben kann. Euch sagen, dass NZ toll ist, aber zu Hause doch der schoenste Platz der Welt ist.

Mit den herzlichsten Gruessen eure, wie kommentiert erstmals selbststaaendig geflogene, Hummel.

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Crazy Horse...
Yehaa, da hat unsere Hummel doch glatt zum ersten Mal ihre Flügel benutzt. Nu kann sie auch fliegen, wie es ich gehört ! Klasse !!
Ich wäre definitiv mitgesprungen !!! :-D Will auch...will auch..will auch !

Liebe Grüße heute mal aus Wiesbaden.
Der Willi

Samstag, 02 Juni, 2007  
Anonymous Anonym said...

Huuuuuiiiiiii! Hier kommen dicke liebe Grüße von Friederike angeflogen!

Dienstag, 05 Juni, 2007  
Blogger Tine said...

*bin beeindruckt* und da soll noch mal jemand sagen, Tansania wäre ein Abenteuer... Nur die Schoki weg oder auch die Kamera? Liebste Hummel, ich denke an dich, umarme dich und wünsche dir so wenig Heimweh wie möglich.

Mittwoch, 06 Juni, 2007  
Blogger Tine said...

danke für den Anruf und die Motivation. Und mach dir nicht so viele Gedanken. Genieße einfach. Verdient hast du es. Grüße vom Jan. Das Interview wurde auf Kaffeetrinken umgemünzt;)

Freitag, 08 Juni, 2007  
Anonymous Anonym said...

Uah na holla! Deinen Mumm hätte ich gerne! Nicht schlecht! :) HOffe sie haben dir nicht zu viel geklaut!!! Du arme! *hug*

Mittwoch, 20 Juni, 2007  

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